Titel: Tiefer Fall
Originaltitel: The Fall
Autorin: Annelie Wendeberg
Seitenzahl: 336
Verlag: Kiepenheuer & Witsch
ISBN: 978-3-462-04665-6
Preis: 8,99 €
Inhalt
1890. Anna Kronberg, die in Männerklamotten als Arzt und Epidemiologe Dr. Anton Kronberg praktizierte, ermittelte bereits gemeinsam mit Sherlock Holmes, um die Machenschaften eines Geheimbundes aufzudecken, der tödliche Bakterien an Armenhäuslern testete. Aber da sie dabei selbst zur Mörderin geworden ist, musste sie aus London fliehen und führt nun ein unauffälliges Leben irgendwo auf dem Land. Doch dann wird sie von keinem geringeren als Sherlock Holmes' schlimmsten Kontrahenten, Professor James Moriarty, entführt. Ihr Vater wird als Geisel an einem unbekannten Ort gefangen gehalten, sodass Anna sich auf ein gefährliches Spiel mit dem Napoleon des Verbrechens, einem Genie wie sie es selbst ist, einlassen muss. Ein spannender Machtkampf auf Augenhöhe beginnt, in dem Anna versucht, Moriarty davon abzubringen, Erreger zur bakteriologischen Kriegsführung herzustellen.
Eigene Meinung
"Tiefer Fall" bekommt von mir vier Eier, allerdings mit Tendenz nach unten. Nach "Teufelsgrinsen" ist es nun der zweite Fall, in dem Anna Kronberg gemeinsam mit Sherlock Holmes ermittelt. Wo wir auch schon beim ersten Kritikpunkt wären: Den Meisterdetektiv habe ich in dieser Geschichte eher vermisst. Er taucht nur zwischendurch kurz in den unterschiedlichsten Verkleidungen auf und bekommt dabei von Anna Hinweise und Anweisungen, die er ohne jeglichen Einspruch erfüllt. Zudem weicht er in diesem Buch meiner Meinung nach ziemlich stark von Arthur Conan Doyles Original ab, denn er hält sich hier strikt an Befehle und wird außerdem ziemlich sentimental dargestellt, was auf den "echten" Holmes in keiner Weise zutrifft. Dieser hat nämlich einen eigenen Kopf und macht deshalb meistens genau das, was man nicht von ihm erwartet und Gefühle aller Art werden bei seinen Ermittlungen komplett ausgeblendet. Ein weiterer Kritikpunkt ist das doch ziemlich offene Ende, bei dem viele Fragen unbeantwortet bleiben. Da muss man sich wohl gedulden, bis der nächste Band, "Die lange Reise", im Oktober 2015 erscheint. Obwohl die Autorin Annelie Wendeberg meiner Ansicht nach mit "Tiefer Fall" im Vergleich zu dem vorherigen Band, "Teufelsgrinsen", ein wenig nachgelassen hat, gibt es dennoch zahlreiche positive Aspekte, die hervorzuheben sind. So sind die Machtspielchen von Anna Kronberg und ihrem dämonischen Entführer, die sich fast gänzlich in dessen Haus abspielen, der Hauptbestandteil der Geschichte, doch entgegen meiner Erwartung ist dies nicht langweilig geworden, im Gegenteil: durch jenen Schlagabtausch auf höchster intellektueller Ebene wurde die Spannung das ganze Buch hindurch aufrecht erhalten. Dazu trug auch das komplexe Hintergrundwissen der Autorin bei, die von Beruf eigentlich Umweltmikrobiologin ist, denn durch für Laien verständliche Erklärungen bringt sie die Mikrobiologie spannend näher. Besonders interessant war hierbei die Herstellung von Erregern zur bakteriologischen Kriegsführung, speziell die Isolation der Bakterien, deren Züchtung und die anschließenden Versuchsreihen. Ein weiterer Pluspunkt ist die geschickte Einflechtung der für die Geschichte relevanten Informationen aus dem vorherigen Fall, sodass der Erzählfluss dabei nicht gestoppt wird.
"Tiefer Fall" ist für alle Liebhaber von Kriminalromanen zu empfehlen, denn er hebt sich deutlich von den anderen Büchern dieses Genres ab, Sherlock Holmes Fans der ersten Stunde sollten aber vielleicht lieber die Finger davon lassen.
Bewertung
"Tiefer Fall" ist für alle Liebhaber von Kriminalromanen zu empfehlen, denn er hebt sich deutlich von den anderen Büchern dieses Genres ab, Sherlock Holmes Fans der ersten Stunde sollten aber vielleicht lieber die Finger davon lassen.
Bewertung
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