Geben sich bei den Lesungen des Krimifestival München normalerweise Krimiautoren die Ehre, die von ihren fiktiven Geschichten erzählen, so durfte man sich am Abend des 01. Novembers auf eine Real Crime Night mit einem Rechtsmediziner freuen, der von seinen schaurigsten und allesamt realen Fällen berichtete. Unterstützt wurde er dabei von der Ur-Ur-Enkelin des Dichters Theodor Storm, der Gerichtsreporterin Bettina Mittelacher, die als Co-Autorin für den literarischen Ausgleich zur wissenschaftlichen Komponente sorgt.
© Lesendes Federvieh |
Dass diese Veranstaltung nichts für schwache Nerven und vor allem Mägen sein würde, zeigte sich schon in den ersten Minuten, als man dank eines recht anschaulichen Einleitungsvideos der Flugbahn von Blutstropfen – untermalt von schauriger Musik, die bei so manch einem Gänsehaut verursachte – folgen konnte, um einen Einblick in unterschiedliche Rekonstruktionsmöglichkeiten zu bekommen und sich gebührend auf das Kommende einzustimmen.
Abwechselnd lasen Püschel und Mittelacher im Verlaufe des Abends einige Passagen aus "Der Tod gibt keine Ruhe", sie übernahm dabei die einleitenden und allgemein beschreibenden Stellen, er die Einschübe, wie die Rechtsmedizin in den entsprechenden Szenen gehandelt hat. Ehe man sich als interessierter Zuhörer versah, befand man sich mitten am Schauplatz des Verbrechens und sah den Tatort förmlich mit den Augen des Mediziners. Das wahre Ausmaß des Grauens vermag man sich dennoch nicht vorzustellen, obgleich die anschließend gezeigten Fotos sowie die schonungslosen Details dazu einen kleinen Einblick geben.
Sehr eindrucksvoll bekommt das zahlreich im Hörsaal des Klinikums Rechts der Isar erschienene Publikum somit beispielweise den Fall des Frauenmörders Fritz Honka geschildert, der die Leichen seiner Opfer über einen längeren Zeitraum in seiner Wohnung versteckt hatte, bis man sie bei den Löscharbeiten eines Wohnungsbrandes zufällig entdeckte. In einem anderen Fall ist ein normaler Raubüberfall in einem Restaurant derart ausgeartet, dass sieben Leichen und jede Menge Blut den Tatort zierten.
Abschließend lässt der Mediziner noch an seiner Vision einer modernen Sektion teilhaben, in welcher die Leiche maschinell untersucht wird. Laut Püschel solle die Leiche dabei zunächst mittels Röntgenstrahlung untersucht werden, nur um darauf ähnlich einem Fließband in den nächsten Raum zur Magnetresonanztomografie, kurz MRT, gefahren zu werden. Auf die endoskopische Untersuchung folgt final die eigentliche Obduktion, die von einem sogenannten Da-Vinci-Operationssystem durchgeführt wird. Die Aufgabe des Rechtsmediziners ist es nunmehr, im Kontrollraum zu sitzen und die Bilder auszuwerten, um daraus die Diagnosen zu stellen. Eine futuristische Methode, an deren Umsetzung sich bisher die Geister scheiden.
Auch nach jahrelanger Arbeit als Rechtsmediziner sind Prof. Dr. Püschel weder die Freude noch die Begeisterung für sein Fach abhandengekommen, was er in den knapp zwei Stunden wirkungsvoll zum Ausdruck gebracht hat. Aufseiten des Publikums sorgte dies für Staunen und teilweise Entsetzen zugleich – eine etwas speziellere, aber nicht minder gelungene Veranstaltung des Krimifestival Münchens.
"Der Tod gibt keine Ruhe" ist seit dem 15. September 2018 im Ellert und Richter Verlag erhältlich.
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