Titel: Seelenspiel
Originaltitel: Mud Vein
Autorin: Tarryn Fisher
Seitenzahl: 416
Erschienen: 01.02.2018
Verlag: Piper
ISBN: 978-3-492-31163-2
Preis: 10,00 €
Erstmal geht ein herzliches Dankeschön an den Piper Verlag für die freundliche Bereitstellung des Rezensionsexemplars, was meine ehrliche Meinung natürlich nicht beeinflusst hat.
Inhalt
Nichts als Eis und Schnee. Das sieht Senna, als sie an ihrem 33. Geburtstag in einem fremden Haus erwacht und aus dem Fenster blickt. Ein Stockwerk tiefer findet sie ihren Arzt Isaac an ein Bett gefesselt, der ebenso keine Ahnung hat, wer ihnen das angetan hat oder wie sie aus dieser Hölle im Eis entkommen sollen. Überall entdecken die beiden Hinweise, die ihnen der Entführer hinterlassen hat und die allesamt auf Sennas Vergangenheit deuten. Auf die Kapitel ihres Lebens, an die sich die Romanautorin nie wieder erinnern möchte geschweige denn Gefühle zuzulassen. Nicht an die Vergewaltigung, die Krankheit oder die große Liebe. Doch der Weg in die Freiheit führt nicht daran vorbei.
Erster Satz
"Ich habe einen Roman geschrieben."
Eigene Meinung
Dieses Buch ist mir wegen des interessanten Covers ins Auge gefallen, auf welchem man nichts anderes als Schnee und ein Holzhaus sieht, lediglich geschmückt mit den Schriftzug "Seelenspiel", welches von mir vier Eier bekommt. Von den ersten Worten an ist die Spannung immens hoch, was mich zugleich verwirrt und begeistert hat. Einerseits ist es natürlich toll, wenn es gleich zur Sache geht, aber auf der anderen Seite habe ich mich gefragt, wie man dieses Niveau auf knapp 400 Seiten aufrecht erhalten kann. Außerdem spielt sich die gesamte Handlung nur im Haus ab, was theoretisch langweilig werden könnte. Die Betonung liegt hierbei auf könnte, denn tatsächlich gelingt es der Autorin, die Erzählung immer wieder in neue Richtungen zu lenken, sowohl was den Umgang zwischen Isaac und Senna betrifft als auch den Handlungsstrang selbst. Es dauert seine Zeit und man muss sich wirklich auf die Geschichte einlassen, wie auf die spezielle Protagonistin selbst, doch dann entfaltet sich die Erzählung in einer Intensität und mit solcher Eindringlichkeit, dass man eine Seite nach der anderen verschlingt. Senna Richards ist eine der komplexesten Charaktere, denen ich je in einem Buch begegnet bin. Immer wenn ich der Überzeugung war, ich hätte sie endlich verstanden, kommt sie wieder mit einer Aussage über den Weg, die alles verändert oder tut etwas, dass den gesamten Handlungsverlauf in eine vollkommen andere Richtung lenkt. Sie bezeichnet sich selbst als schwachen und kaputten Menschen, den man meiden sollte, weshalb sie jeden von sich stößt, selbst wenn dieser ihr wie Isaac nur helfen will. Demgegenüber steht ihre beständige Rationalität mit dem messerscharfen Verstand, ihre innere Stärke, die viel zu selten unter der schroffen Oberfläche hervorblitzt, und nicht zuletzt ihr literarisches Talent. War Senna vor der Gefangenschaft zu nahezu keiner Gefühlsregung fähig - wahrscheinlich ihre Art die schreckliche Vergangenheit zu verdrängen - durchbricht sie die emotionale Stille inmitten eines Gesprächs auf einmal mit dieser tiefgründigen Aussage, die mir kurz die Sprache verschlagen hat.
"Wenn man vergewaltigt wurde und Brustkrebs bekommt, muss man den Leuten davon erzählen. Dann sehen sie einen mit traurigen Augen an. Aber sie sehen einen nicht wirklich, sie sehen die Vergewaltigung oder den Brustkrebs. Und ich möchte lieber nicht angesehen werden, wenn die Leute nur sehen, was ich tue oder was mir zugestoßen ist, aber nicht, wer ich bin." (S. 147f.)Verglichen mit Senna Richards ist Dr. Isaac Asterholder beinahe farblos und schlicht, doch je mehr Zeit man mit ihm auf den Seiten verbringt und je tiefer man in seine gemeinsame Vergangenheit mit Senna eintaucht, die anders als erwartet ist, desto vielschichtiger erscheint auch er. Nach der langen Zeit, die man mit Isaac und Senna in der Holzhütte verbracht hat, war ich beinahe enttäuscht, als sie mir gegen Ende abrupt entrissen wurden, zumal der Grund der Entführung für meinen Geschmack etwas zu weit an den Haaren herbeigezogen war. Aber je länger ich darüber nachdenke, desto besser passt dieser etwas außergewöhnliche Schluss, auch wenn er den Leser in bedrückter Stimmung zurücklässt.
Im Zentrum von "Seelenspiel" steht die Entführung zweier Personen und die differente Entwicklung ihrer jeweiligen Psyche, deren Geschichte durch eine der komplexesten Protagonisten getragen wird, von denen ich je gelesen habe. Wenn man bereit ist, sich auf diesen außergewöhnlichen Charakter einzulassen, dann verspricht es einen wahren Lesegenuss.
Hallo liebe Kathi
AntwortenLöschenDas Buch hat ja ein tolles Cover. Alleine das würde schon dazu führen, dass ich es gleich einpacken und lesen möchte :-)
Aber deine Rezension macht zusätzlich so viel Lust auf das Buch, dass es gleich auf meine Wunschliste gelandet ist. Gerade, wenn ein Buch so verstrickt ist und man auch ein wenig mitdenken und mitfiebern kann, dann mag ich es jeweils sehr gerne.
Alles Liebe dir und danke für den Tipp
Livia
Hey Livia,
Löschengenau aus diesem Grund wollte ich das Buch unbedingt lesen, das Cover hat in seiner Schlichtheit etwas unglaublich Faszinierendes an sich! :)
Verstrickt ist es auf jeden Fall! Man weiß absolut nicht, in welche Richtung es sich entwickelt, was mir besonders gut daran gefallen hat.
Na dann wollen wir doch hoffen, dass es sehr bald bei dir einziehen darf! :)
Allerliebste Grüße,
Kathi
Hallo Kathi,
AntwortenLöschenes ist ja tatsächlich ein sehr interessantes Cover und erst der Titel. In der Buchhandlung hätte ich wohl direkt danach gegriffen. Ich mag Thriller gerne, gerade wenn sie nicht von Anfang an so durchschaubar sein. Ich glaube, durch eure Seite steht meine Wunschliste noch rapide an. :-)
Beste Grüße,
Sonja
Hey Sonja,
Löschenhehe das ist der Sinn der Sache! :)
Wenn du dich auf "Seelenspiel" einlässt, dann ist es ein besonderer Lesegenuss und die Geschichte hallt noch einige Zeit nach.
Viele Grüße,
Kathi