Dienstag, 17. Januar 2017

REZENSION zu Während die Welt schlief von Susan Abulhawa

Buchinfos

Titel: Während die Welt schlief
Originaltitel: Mornings in Jenin
Autorin: Susan Abulhawa
Seitenzahl: 448
Erschienen: 09.04.2012
Verlag: Diana
ISBN: 978-3-453-35662-7

Preis: 9,99 €

Inhalt
                
Das Dorf Ein Hod. Dort lebt seit Jahrhunderten die Familie Abulhijas. Sie sind Obstbauern und führen ein beschauliches, friedliches Leben. Im Jahr 1948 ist alles zu Ende. Der Staat Israel wird ausgerufen.
Die Abulhijas und alle übrigen Dorfbewohner werden von den Soldaten gewaltsam aus ihrem Dorf vertrieben. Ihnen bleibt nur Unterschlupf in einem Flüchtlingslager für Palästinenser zu suchen. Doch die Abulhijas trifft es doppelt hart. Ihr kleines Baby Ismael wird von einem israelischen Soldaten entführt, der ihn als seinen eigenen Sohn David ausgibt. Die jüngste Tochter der Familie, Amal, wird im Flüchtlingslager geboren. Sie lernt Kampf, Gewalt und Ungerechtigkeit aber auch Freundschaft und Zusammenhalt kennen. Jahre später stehen sich David und Yussuf, sein großer Bruder, als Gegner gegenüber....


Eigene Meinung

So hervorragend kann also ein politisch brisantes Thema in einem Roman verwoben werden! Eine ungewöhnliche Einleitung zur eigenen Meinung, aber mich hat das Buch so begeistert, dass ich das dicke Lob gleich zu Beginn loswerden muss. Gleichzeitig ist es aber auch eines der aufwühlendsten Bücher, das ich je gelesen habe.

Bisher habe ich Nachrichten über den Palästinenserkonflikt wie alle anderen Neuigkeiten betrachtet. Doch dieses Buch hat das geändert. Zukünftig höre ich besser zu, weil mich dieses Buch von Susan Abulhawa wachgerüttelt hat.
Sie erzählt darin schonungslos am Beispiel der Familie Abulhijas welche Konsequenzen die Gründung des Staates Israel auf die dort lebende palästinensische Bevölkerung hatte. Das Thema hat bis heute nichts an seiner Aktualität verloren. Das Buch beginnt im Jahr 1948 - wohlgemerkt.
Beim Lesen dieses Romans musste ich immer wieder unterbrechen, um das Unfassbare irgendwie zu verstehen und zu hinterfragen, denn alle Mitglieder der Familie Abulhijas und auch die übrigen Dorfbewohner sind mir richtig ans Herz gewachsen. Die Autorin hat es meisterhaft geschafft alle absolut authentisch darzustellen. Sei es mit ihren Sorgen und Nöten, aber auch mit all ihren Unzulänglichkeiten. Es könnten ganz einfach Nachbarn oder Freunde sein. Das verstärkt die Fassungslosigkeit noch mehr was diese Menschen erleben mussten.

Wie kann man Menschen ihrer Heimat berauben, um selbst sein Glück darauf zu bauen? Hätte es denn keine gemeinsame friedliche Lösung gegeben? Ich kann das einfach nicht nachvollziehen. Ganz beschämend finde ich auch die Tatsache, dass letztendlich die schrecklichen Gräueltaten im Naziregime Auslöser dafür waren, dass den Palästinensern solches Leid widerfuhr.

Wie man sieht, ist "Während die Welt schlief" ein absolutes Schwergewicht, das man nach dem Lesen nicht einfach beiseite legt. Es regt schon sehr zum Grübeln an. Vor allem auch dann, wenn man genauer über den Titel nachdenkt. Dieses Buch gehört auf jeden Fall in unsere höchste Bewertungsstufe. Ich freue mich schon auf das nächste Werk der Autorin, das ich unbedingt lesen möchte.

Bewertung
 
 

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