Donnerstag, 28. Januar 2016

REZENSION zu Liv, Forever

Buchinfos

Titel: Liv, Forever
Originaltitel: Liv, Forever
Autorin: Amy Talkington
Seitenzahl: 316

Verlag: Gulliver
ISBN: 978-3-407-74487-6

Preis: 14,95 €

Inhalt

Olivia, kurz Liv, Bloom hat mit ihren atemberaubend schönen künstlerischen Arbeiten eins der begehrtesten Stipendien für Wickham Hall, ein Internat für Amerikas Elite, ergattert. Doch schon vom ersten Augenblick an spürt sie, dass es dort nicht mit rechten Dingen zugeht. Was sie dem Außenseiter Gabe zunächst als Hirngespinst vorwirft, nämlich die Tatsache, dass er mit Geistern kommunizieren kann, wird für Liv bald zu bitterem Ernst, denn er ist ihre einzige Chance, das dunkle Geheimnis von Wickham Hall aufzudecken. Denn Liv wurde hinterrücks ermordet, als sie gerade auf dem Rückweg von einem heimlichen Treffen mit dem scheinbar unnahbaren Malcom, in den sie sich unsterblich verliebt hatte, war. Aber Liv ist komischerweise nicht tot, sondern geistert mit den Seelen vieler anderer verstorbener Seelen auf dem Schulgelände herum. Ihr einziger Wunsch ist es, Malcom noch einmal in den Arm nehmen zu können, um ihm ihre Gefühle zu gestehen. So beginnt Liv über Gabe mit Malcom zu sprechen und gemeinsam stoßen die drei schließlich auf die grausamen Hintergründe von Livs Tod und Wickham Hall.

Eigene Meinung

Auch von diesem Buch, "Liv, Forever", habe ich im letzten Jahr viele positive Kritiken gelesen und das Buch stand sehr lange auf meiner Wunschliste. Nun war es endlich so weit, ich hielt das Buch, dessen Cover ich übrigens sehr schön finde, in den Händen und habe sogleich damit begonnen es zu lesen. Vorweg sollte ich vielleicht noch eine Kleinigkeit anmerken, für diejenigen, die das Buch toll fanden: Ich habe nur zwei Eier gegeben.

Zunächst bin ich schnell in die Geschichte hineingekommen, Liv war mir sympathisch und auch das Einleitungskapitel, welches die Überschrift RUTH trug, hat meine Neugier durchaus geweckt, wenn ich auch leicht irritiert war, was es denn nun mit dieser Ruth auf sich hatte. Zurückblickend betrachtet waren diese kursiv gedruckten Kapitel, die noch mehrere Male vorkommen sollten, eigentlich das Beste an der gesamten Geschichte. Denn schon auf Seite 19 ging das Buch mit dem altbekannten Satz "In diesem Moment fiel mein Blick auf ihn." ins Kitschige über, was in Grundzügen ja vollkommen legitim ist, aber doch bitte nicht in dem Ausmaß was danach kam. Malcom, bei dem es sich um den obig angesprochenen handelt, sollte sich als Schülersprecher ein Mädchen für den ersten Walzer aussuchen und wählte natürlich - wie hätte es auch anders sein sollen - Liv, die zwar eigentlich nicht tanzen kann, aber dennoch seltsamerweise wie eine eins durch den Raum tanzte. Naja, da habe ich nochmal beide Augen zugedrückt und versucht dem Buch eine zweite Chance zu geben, was sich aber schon bald als Fehler herausgestellt hat.

Die liebe Frau Talkington, die Autorin dieses Buches, hat in die Geschichte nämlich jede Menge Informationen aus der Kunstgeschichte einfließen lassen, vermutlich um Livs künstlerische Ader und ihre Andersartigkeit im Vergleich zu all den perfektionistischen reichen Püppchen hervorzuheben, aber ich hatte dabei eher den Eindruck, als wolle Amy Talkington den Lesern ihr Wissen unter die Nase reiben. Dieser Verdacht wurde zudem durch das systematische Fortschreiten in den einzelnen Kunstepochen geschürt. Es wurden einige Namen genannt, auf die aber nicht näher eingegangen wurde und schon war der nächste Zeitraum künstlerischen Schaffens an der Reihe. Ich will jetzt zwar nicht behaupten eine Kunstexpertin zu sein, da ich schon in vielen Museen war und die Kunstgeschichte in der Oberstufe sehr ausführlich durchgenommen wird, aber selbst ich konnte mir nicht alle Bilder sofort vor Augen führen und musste deshalb während des Lesens manchmal auf Google zurückgreifen. Da kommt natürlich die Frage auf, wie jüngere Leserinnen Livs Art zu erzählen, verstehen sollen. Folgendes Zitate sind nur zwei der vielen Beispiele dafür, dass Liv fast ausschließlich in Gemälden spricht, was bei mir mehrmals für Augenrollen gesorgt hat: "Wie sahen Geister aus? Ich hatte keine Ahnung. Verzerrt und ätherisch wie die Figuren von Francis Bacon? Auf ewig gequält wie in Munchs Der Schrei? Erinnerten sie eher an Tizians pummelige Engelchen oder an die schrecklichen Teufel bei Hieronymus Bosch?" (S. 58) oder Livs Reaktion auf Malcoms SMS sieben Zeilen später, die war ja noch besser: "Alleine beim Anblick seines Namens klopfte mein Herz schneller. Es war wie auf einem Bild von Keith Haring - ein riesiges pulsierendes Comicherz in Neonfarben" (S. 59) Ich schätze zwar durchaus die Werke all jener Künstler und es klingt ja manchmal ganz nett, aber dennoch: Wer spricht denn heutzutage bitteschön so?! Soll das etwa romantisch sein? Soll der Leser sich etwa denken, ich verstehe zwar nicht, was sie gerade gesagt hat, aber klingt schön? Ich wage es stark zu bezweifeln.

Nachdem ich mich nun - wie ich finde doch sehr ausführlich - über den Schreibstil ausgelassen habe, ist nun der Inhalt an der Reihe, der mich, wenn das überhaupt geht, sogar noch mehr in den Wahnsinn getrieben hat. An vielen Stellen wirkte die Geschichte ziemlich unspektakulär und alltäglich, wie etwa das Eliteinternat voller Snobs, welche die Außenseiter, wie beispielsweise die künstlerisch talentierte Liv, wie Abschaum behandeln oder der reiche Sohn, welcher in die Fußstapfen seines Vaters treten muss, obwohl er selbst lieber seine künstlerische Ader ausleben möchte. Solche Geschichten kennt man doch wirklich zur Genüge, aber das fand ich ehrlich gesagt noch nicht mal so schlecht. Was mich eher gestört hat war der eigentliche Plot der Geschichte. Nach Livs Ermordung geistert sie als Gespenst auf dem Gelände von Wickham Hall rum, das ist vielleicht seltsam, aber daran ist noch nichts Verwerfliches. Was ich eher eigenartig finde ist die Tatsache, dass sie immer schreiend vor den anderen Geistern wegläuft, obwohl es doch schon von Anfang an klar war, dass diese die einzige Möglichkeit sind, das Geheimnis aufzudecken. Klar, es ist vielleicht etwas gruselig, wenn jemand mit offener Kehle oder mit aufgeschnittenen Handgelenken mit einem sprechen möchte, aber warum rennt man vor einer Toten weg, die einem ja gar nichts mehr anhaben kann, weil man selbst auch tot ist. Wenn man da versucht eine Logik zu erkennen hat man schon verloren.

Jetzt aber zu meinem Lieblingskritikpunkt: Auch wenn es ein Mystery-Roman ist, wer kommt denn bitte auf die glorreiche Idee, Menschen zu opfern, um eine Schule und ihre Mitglieder zu beschützen, wobei man nicht einmal weiß wovor überhaupt?! Wie man wahrscheinlich zweifelsohne erkennen kann, bin ich alles andere als ein Fan dieses Buches, aber eine Sache, die mir gefallen hat, sollte ich vielleicht nochmal genauer ansprechen und zwar die Geschichten der anderen Geister auf Wickham Hall. Wie oben bereits beschrieben gibt es alle paar Kapitel einen kursiv gedruckten Text, in dem jede der in dem Buch vorkommenden Geister erzählt, wie sie gestorben ist. Das fand ich für meinen Teil sehr interessant und außerdem bot es etwas Abwechslung von der eigenartigen Handlung.

Jetzt sollte ich vielleicht sagen, Ende gut, alles gut, wie es normalerweise sein sollte, aber nicht mal das war bei "Liv Forever" der Fall! Malcom ist nun als Künstler an der Schule, okay ja das zwar vorhersehbar gewesen aber gut, aber es hat ob des Todes von Liv, die schließlich ganz verschwindet einen traurigen und bitteren Beigeschmack. Man sollte vielleicht meinen, dass Liv nun erlöst ist, da sie Malcom endlich ihre Liebe gestehen konnte, weil die Geister an ihrem Todestag für wenige Minuten wieder zu Menschen werden, aber was danach kommt ist ungewiss und die Tendenz geht eher in Richtung höllenähnlicher Bindung an Wickham Hall. Vielleicht will die Autorin sich damit die Möglichkeit auf eine Fortsetzung offen halten, die ich aber mit Sicherheit nicht lesen werde.

Mir hat das Buch überhaupt nicht gefallen, ich fand es einfach nur furchtbar und musste mich streckenweise echt durchkämpfen. Natürlich möchte ich niemanden davon abhalten es dennoch zu lesen, da der Großteil der Leser es sogar sehr positiv bewertet hat, aber ich persönlich würde "Liv, Forever" nicht weiterempfehlen. 

Bewertung


2 Kommentare:

  1. Tolle Kritik, bei der die Bezeichnung 'Rezension' tatsächlich angebracht ist.
    Hättest du Lust, mal eines meiner Bücher unter die Lupe zu nehmen? Klappentexte und Leseproben könntest du hier finden: www.c-harry-kahn.net.
    Würde mich sehr freuen. -- Grüße -- Harry

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    Antworten
    1. Hallo Harry,

      vielen herzlichen Dank, das freut mich riesig! :) Ich habe mir gleich mal dein Programm angeschaut und dabei hat bereits das erste Buch, "Unter Wasser stirbt man schneller", mein Interesse geweckt und ich würde das Buch sehr gerne lesen sowie rezensieren. :)

      Viele Grüße
      Kathi

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