Titel: Ich bin Tess
Autorin: Lottie Moggach
Seitenzahl: 352
Erschienen: 17.02.2014
Verlag: script5
ISBN: 978-3-8390-0158-5
Preis: 17,95 €
Inhalt
Leila ist Tess noch nie zuvor begegnet und doch willigt sie ein, Tess' Leben in der virtuellen Welt zu übernehmen. Diese hat schon lange den Wunsch, ihrem Leben ein Ende zu setzen, da sie in ihrer Lebensqualität stark eingeschränkt ist. Allerdings möchte sie ihren Freunden und ihrer Familie keinen Kummer bereiten, weshalb sie nicht handelt. Doch an ihrer Einstellung ändert sich all die Jahre nichts und eines Tages fällt ihr eine Möglichkeit ein, unbemerkt aus dem Leben zu scheiden. Dafür braucht sie Leila, die ihr Leben online weiterführt, damit niemand Verdacht schöpft. Aber wie lange lässt sich diese Lüge aufrecht erhalten?
Eigene Meinung
"Ich bin Tess" ist mir aufgrund des außergewöhnlichen Covers aufgefallen, doch leider konnte die Geschichte nicht das halten, was der Klappentext versprochen hatte, weshalb das Buch drei Eier bekommt. Die der Handlung zugrunde liegende Thematik, wie das Internet im Social-Media-Zeitalter unsere Vorstellung von Realität und Identität verändern kann, fand ich hochinteressant. Zudem behandelt das Buch die Frage, ob es moralisch vertretbar ist, das Leben einer anderen Person im Internet zu übernehmen und somit passive Sterbehilfe zu leisten. Dieser Aspekt hat mich an dieser Geschichte eigentlich am meisten gereizt, doch sehr zu meiner Enttäuschung hat man darüber kaum etwas erfahren, was hauptsächlich an der naiven Protagonistin Leila liegt. Sie ist der typische Außenseiter, hat kaum Freunde, ist etwas seltsam und verbringt den ganzen Tag vor ihrem PC. Somit ist sie die perfekte Kandidatin für das Projekt Tess. Was mit wirren Mailaustauschen beginnt, wird bald in langen Skype Gesprächen weitergeführt, wobei Leila versucht nach und nach alles über Tess' Leben zu erfahren und die zahlreichen Ungereimtheiten zu entschlüsseln. Manches davon war ganz interessant, aber da dieser Teil mehr als die Hälfte des Buches einnimmt, wurde es zunehmend langweilig. Als hätte die Autorin das geahnt, gibt es zwischendurch immer kurze Sequenzen aus Leilas Leben nach Beenden des Projektes Tess, die inhaltlich nahezu überflüssig waren, die Geschichte jedoch etwas auflockerten. Spannend wurde es erst knapp nach der Hälfte des Buches, als Leila tatsächlich Tess' Identität übernimmt und sich blühende Geschichten über ihr angeblich so tolles neues Leben auf einer weit entlegenen Insel ausdenkt. Es war unglaublich faszinierend und zugleich erschreckend zu beobachten, wie einfach es doch ist, einfach in die Rolle einer anderen Person zu schlüpfen ohne dass die Freunde oder die Familie auch nur den leisesten Verdacht schöpfen. Ziemlich verwunderlich fand ich zudem auch, dass Leila das Projekt kein einziges Mal hinterfragt hat. Adrian, der Betreiber eines Internet-Forums, welcher alles in die Wege geleitet hat, gibt ihr das Gefühl, endlich besonders zu sein, gebraucht zu werden und schon wirft sie alle moralischen Bedenken über Bord? Selbst während des laufenden Prozesses ist nicht der kleinste Hauch eines Zweifels aufgetaucht, was ich mir nur damit erklären kann, dass Leila gar nicht richtig verstanden hat, was sie eigentlich imstande ist zu tun: passive Sterbehilfe zu leisten. "Ich bin Tess" ist zwar eine ganz nette Geschichte mit einer interessanten Grundidee, doch das Potential wurde mittels langweiliger Charaktere und geringer Spannung nicht richtig ausgeschöpft, weshalb ich das Buch nicht unbedingt weiterempfehlen würde.
Bewertung
Mh, schade dass es nicht so wie erwartet ist. Aus dem Klappentext hatte ich jetzt auch etwas anderes erwartet als du du beschrieben hast :/
AntwortenLöschenLiebst, Lara.
Huhu Lara,
Löschengenau das hat mich an diesem Buch auch so enttäuscht! Ich hatte mich wirklich auf die Geschichte gefreut, aber es war inhaltlich dann doch ganz anders als erwartet...
Ganz liebe Grüße
Kathi